Für Anleihenanleger war dies bislang ein schwieriges Jahr mit rekordhohen Wertverlusten für verschiedene Indizes. Hartnäckig hohe Inflationsraten und starke Arbeitsmärkte haben die Zentralbanken dazu veranlasst, die Zinsen immer weiter anzuheben, und so die Rezessionsängste verstärkt. Gleichzeitig hat die andauernde Energiekrise in Europa die Erzeuger- und Verbraucherpreise in die Höhe getrieben.
Im zurückliegenden Quartal hat sich das makroökonomische Umfeld in einer erhöhten Volatilität an den Anleihenmärkten niedergeschlagen. Nach kräftigen Zugewinnen im Juli und in der ersten Augusthälfte kehrte sich der Trend in der letzten beiden Augustwochen und bis in den September hinein um.
Darpan Harar, Co-Portfoliomanager, Multi-Asset Credit, Ninety One:: „Ein breiter Marktausverkauf hat aktive Anleihenanleger in eine prekäre Lage gebracht, und wir glauben, dass die Performancestreuung zwischen den verschiedenen Credit-Anlageklassen weiterhin zunehmen wird.“
Investment-Grade-Anleihen (IG) haben sich im historischen Vergleich schlechter entwickelt als Hochzinsanleihen (HY), bei denen die Credit Spreads immer noch enger sind als 2018 und im Juni 2022. Im dritten Quartal kam es zu starken Verwerfungen am IG-Markt, während variabel verzinsliche Kuponanleihen ihre Outperformance gegenüber den meisten anderen Anlageklassen fortsetzten. Die positive Wertentwicklung war jedoch sehr stark auf die Monate Juli und August beschränkt. Mit der Verschlechterung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds kehrte sich der Trend im September um.
Durch die kategorische Neubewertung des Kreditrisikos waren zuletzt fast alle Credit-Anlageklassen in unterschiedlichem Maße attraktiv bewertet. Kontextanalysen zeigen jedoch, dass bonitätsstärkere und liquidere Marktsegmente vor dem Hintergrund der jüngsten Marktverwerfungen und des allgemeinen makroökonomischen Umfelds aus Anlegersicht am attraktivsten erscheinen. Abbildung 1 zeigt dies sehr deutlich.
Abb. 1. Wie günstig sind die Bewertungen an den Kreditmärkten im Vergleich zum langfristigen Durchschnitt? (Z-Scores)
Source: Bloomberg, ICE BofA, Citi Velocity, Ninety One, as at 30 September 2022. Charts plot Z scores (standard deviation from 10-year average credit spread) for different market segments, with a higher Z score indicating a cheaper valuation relative to the market segment’s history.
Tim Schwarz, Co-Portfoliomanager, Multi-Asset Credit, Ninety One: „Wenn sich die Spreads einengen, dürften vor allem Qualitätswerte einen Aufschwung erleben, zumal die Qualitätssegmente im Vergleich zu den bonitätsschwächeren Marktsegmenten überverkauft zu sein scheinen. In Anbetracht der dynamischen Entwicklung der Marktbewertungen halten wir einen uneingeschränkten, dynamischen Ansatz für erforderlich, um nicht nur von den derzeitigen Verwerfungen an den Kreditmärkten zu profitieren, sondern auch die mit dem fortschreitenden Zyklus voraussichtlich zunehmende Performancestreuung zu nutzen