In dem nun bald beginnenden Jahr des Büffels wird viel davon abhängen, ob China das Wachstum rund um den Globus anschieben und andere pandemiegeschwächte Volkswirtschaften aus der Talsohle ziehen kann.
Nach Einschätzung der Investmentteams von Ninety One wird das Riesenreich aber in noch mehr Bereichen als beim Wirtschaftswachstum das Tempo vorgeben. Von Anleiherenditen über Technologie bis hin zur Dekarbonisierung: Investoren können von einer Reihe wichtiger Trends profitieren, bei denen China in den nächsten zwölf Monaten und auch danach die Richtung vorgeben oder sie zumindest maßgeblich beeinflussen wird.
In diesem Jahr wird sich China aber vor allem auf sich selbst und die Philosophie der „dualen Zirkulation“ besinnen – auch wenn es seine Kapitalmärkte für ausländische Investoren öffnet und ihnen damit den Zugang zur China-Story erleichtert. Im letzten Jahr wurde China zum größten Empfänger ausländischer Direktinvestitionen und lief damit den USA den Rang ab. Wie lange wird es dauern, bis das Land auch bei ausländischen Portfolioinvestments den Spitzenplatz einnimmt?
Investoren empfehlen wir, die Entwicklung genau im Auge zu behalten. Büffel stehen zwar im Ruf, ruhig und gemächlich zu sein. Man möchte jedoch nicht an der falschen Stelle stehen, wenn der Koloss plötzlich seine Richtung ändert.
China erinnert möglicherweise nirgends so sehr an einen Büffel wie auf seinen Bond-Märkten und bietet sich daher unseres Erachtens als interessante Option für ausländische Investoren an.
Unbeirrt halten Chinas Währungshüter an ihrer orthodoxen Geldpolitik fest, die der Rest der wichtigen Volkswirtschaften rund um den Globus bereits vor geraumer Zeit aufgegeben hat. Auch jetzt macht das Reich der Mitte keine Anstalten, von seinem einsamen geldpolitischen Kurs abzuweichen. Daher bleibt China der einzige große und liquide Anleihemarkt, der Investoren noch positive Realzinsen bietet.
Zu Beginn des neuen chinesischen Jahres schauen Investoren sorgenvoll auf die Anleihemärkte der Industrieländer. Ihnen könnte eine Phase der Reflation bevorstehen, die das Ende der „länger niedrigen“ Zinsen und der unkonventionellen Geldpolitik, die sie begleitet haben, einläuten würde. Chinesische Anleihen bieten dagegen in dieser Zeit der Unsicherheit die Aussicht auf Kontinuität und höhere Zinserträge.
Diese Erkenntnis setzt sich bei immer mehr internationalen Investoren durch, die deshalb auf den Zug aufspringen. Im letzten Jahr erreichten die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland in Onshore-CNY-Anleihen einen neuen Rekord und überstiegen die Marke von 150 Mrd. USD. 2021 dürften chinesische Anleihen weiter an Beliebtheit gewinnen, angetrieben von ihrer bevorstehenden Aufnahme in den FTSE World Government Bond Index.
Während Chinas Geldpolitik insgesamt fest in konventionellen Prinzipien verhaftet bleibt, sind seine Anleihemärkte alles andere als statisch. So entwickelt sich etwa das Segment der chinesischen Unternehmensanleihen kontinuierlich weiter, denn die Regulierer bauen den vermeintlichen „Staatseinfluss“ ab. Dies wird Investoren eine bessere Einschätzung der Kreditspreads basierend auf Fundamentaldaten statt der Nähe zum Staat ermöglichen. Allgemein erwarten wir zwar, dass die Anleihemärkte im Reich der Mitte den Weg weitergehen, den sie schon vor Jahren eingeschlagen haben. Aber wir sollten auch auf die eine oder andere Unebenheit vorbereitet sein. Die daraus resultierenden Unterschiede und Schwankungen auf einem insgesamt stetigen Kurs dürften das vor uns liegende Jahr für aktive Investoren interessant machen.