Investmentausblicke 2023: Global environment

Anbieter von Klimalösungen im Aufwind

Ein turbulentes Jahr hat neue Wachstumschancen für Unternehmen eröffnet, die der Welt helfen, ohne fossile Brennstoffe auszukommen und Energie effizienter zu nutzen.

23. Nov. 2022

3 Minuten

Deirdre Cooper
Graeme Baker
Q&A mit Deirdre Cooper und Graeme Baker

Global environment

Hören Sie Graeme und Deirdre Cooper im Gespräch über den Ausblick für Anlagen in Anbieter von Klimalösungen. (Podcast in englischer Sprache)

Q Welche Auswirkungen hat der Krieg in der Ukraine auf die Dekarbonisierung?

Kurzfristig steigen die Emissionen dadurch. Insbesondere in Europa wird in diesem Winter stärker auf Kohle zurückgegriffen. Letztlich wird dieser Konflikt den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt aber beschleunigen. Hohe Energiepreise sind ein enormer Anreiz für Investitionen in Energieeffizienz und machen die Entwicklung sauberer Energiesysteme zu einem dringlicheren politischen Anliegen.

Q Was wird die Dekarbonisierung im Jahr 2023 und darüber hinaus vorantreiben?

Wir sehen in der Regel drei Haupttreiber: die Regulierung, den technologischen Wandel und das sich ändernde Konsumverhalten. Die wichtigste regulatorische Entwicklung im Jahr 2022 war der US Inflation Reduction Act. Wir glauben, dass die Wirkung dieses komplexen Gesetzespakets unterschätzt wird. Einige der darin vorgesehenen Steuergutschriften für Solaranlagen sind so großzügig, dass man in Teilen der USA vermutlich ein Solarkraftwerk bauen und den Strom fast umsonst abgeben könnte. Außerdem macht das Gesetz die Herstellung von grünem Wasserstoff – der mit erneuerbarer Energie produziert wird – wesentlich billiger als die Herstellung von Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen. Darüber hinaus enthält das Gesetzespaket umfangreiche Anreize für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge und E-Fahrzeuge selbst.

Was den Aspekt der Verhaltensänderung angeht, ist insbesondere in Europa ein bemerkenswerter Wandel zu erkennen. Viele betrachten einen sparsameren Umgang mit Energie hier als persönlichen Beitrag zur Reaktion des Westens auf den Russland-Ukraine-Konflikt. Was den technologischen Wandel angeht, sehen wir in der chinesischen E-Fahrzeuge-Industrie einige interessante Entwicklungen. Fast ein Drittel der in China verkauften Neuwagen sind inzwischen Elektroautos, und relativ neue Autohersteller stellen Modelle her, die bei den chinesischen Verbrauchern sehr beliebt sind.

Q Wie wird sich der Makroausblick auf das Universum der Anbieter von Klimalösungen auswirken?

Die aktuell größten makroökonomischen Sorgenfaktoren heißen Inflation und Rezession. Für viele Unternehmen, darunter auch Anbieter von Klimalösungen, ist die Inflation ganz klar eine Herausforderung. Einer der Aspekte, auf die wir uns in unserer Analyse konzentrieren, ist die Frage, ob ein Unternehmen über Preissetzungsmacht verfügt, da diese den Druck durch steigende Preise mindern kann.

Natürlich ist auch ein Wirtschaftsabschwung etwas, das vielen Unternehmen zu schaffen macht. In einem konjunkturellen Abschwung sind Anbieter von Klimalösungen jedoch vergleichsweise gut positioniert, da sie von den strukturellen Wachstumstrends im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung profitieren. So entwickelt sich der Absatz von E-Fahrzeugen zum Beispiel viel stärker als der von Fahrzeugen mit Benzinoder Dieselmotor. Das gleiche gilt für alle anderen Bereiche des Dekarbonisierungsuniversums. Die ungewöhnliche Tatsache, dass der aktuelle Abschwung mit hohen Energiepreisen einhergeht, ist ein weiterer Vorteil für Anbieter von Klimalösungen: Dadurch ist der Anreiz für Investitionen in Energieeffizienzlösungen und erneuerbare Energie noch größer.

Schließlich sollten Anleger Ausschau nach Hinweisen auf eine Lockerung der chinesischen Null-Covid-Politik halten, da es in China eine ganze Reihe führender Unternehmen im Bereich Klimalösungen gibt. Eine Lockerung der chinesischen Beschränkungen wäre auch positiv für das Universum von Unternehmen, auf die wir uns konzentrieren.

Q Wo finden Sie neue oder unterschätzte Anlagemöglichkeiten?

Unterschätzte Unternehmen gibt es im Zusammenhang mit allen drei wichtigen Dekarbonisierungsthemen: erneuerbare Energie, Elektrifizierung und Ressourcenund Energieeffizienz. Was die erneuerbaren Energien angeht, glauben wir, dass vielen immer noch nicht bewusst ist, wie viel wirtschaftlicher die saubere Stromerzeugung im Vergleich zu Strom aus fossilen Brennstoffen geworden ist, weil die Kosten der erneuerbaren Energien in den letzten zehn Jahren so stark gesunken sind. Dadurch eröffnen sich Anlagechancen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der erneuerbaren Energien.

Beim Thema Elektrifizierung sehen wir ein sehr starkes strukturelles Wachstum entlang der Wertschöpfungskette der E-Fahrzeuge. Davon profitieren zum Beispiel Hersteller von spezieller Verbindungstechnik, intelligenten Fahrzeugarchitekturen, Batterien für Elektrofahrzeuge und ähnlichen Komponenten.

Im Bereich Ressourceneffizienz erkennt der Markt unseres Erachtens noch nicht überall, welchen Beitrag die Unternehmen zur Dekarbonisierung leisten. So gibt es beispielsweise Unternehmen, die biobasierte Alternativen zu petrochemischen Produkten herstellen, die den Chemiesektor und die Industrie bei der Dekarbonisierung unterstützen. Ein Beispiel sind Lösungen für den Niedrigtemperaturbetrieb von Waschmaschinen oder höhere Ernteerträge. Ein weiterer unter dem Gesichtspunkt der Dekarbonisierung unterschätzter Bereich ist Engineering- und Simulationssoftware: Gebäude und Infrastruktur verursachen erhebliche CO2-Emissionen und Abfälle, und spezialisierte Softwareunternehmen entwickeln intelligente Lösungen, um diese Branchen wesentlich CO2- effizienter zu machen.

Allgemeine Risiken. Der Wert von Anlagen und die Erträge hieraus können sowohl fallen als auch steigen. Wenn Kosten dem Kapital entnommen werden, kann dies das künftige Kapitalwachstum einschränken. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Bei Anlagen in einer Währung, die nicht die Heimatwährung des Anleger ist, können Wechselkursschwankungen dazu führen, dass die Renditen steigen oder fallen. Anlage- und Performanceziele können sich ändern und werden möglicherweise nicht erreicht. Verluste sind möglich. Etwaige Risikoereignisse oder -faktoren in den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung können negative Auswirkungen auf den Wert der Anlagen haben.

Spezifische Risiken. Eigenkapitalanlagen: Der Wert von Eigenkapitalanlagen (z. B. Aktien) und eigenkapitalbezogenen Anlagen kann in Abhängigkeit von den Gewinnen und Zukunftsaussichten von Unternehmen sowie allgemeineren Marktfaktoren schwanken. Im Falle der Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens (z. B. Insolvenz) werden die Ansprüche der Eigenkapitalgeber als letzte bedient. Schwellenländer (inkl. China): Anlagen in diesen Märkten sind mit einem höheren Risiko finanzieller Verluste verbunden als Anlagen in weiter entwickelten Märkten, da ihre rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Systeme möglicherweise weniger weit entwickelt sind. Nachhaltige Strategien: Nachhaltige und wirkungsorientierte Portfolios oder andere Portfolios mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt berücksichtigen bei der Bewertung und Auswahl von Anlagen spezifische, mit ihren Strategien verbundene Faktoren. Daher schließen sie Anlagen in bestimmte Branchen und Unternehmen aus, die ihre Kriterien nicht erfüllen. Dies kann zur Folge haben, dass sich ihre Portfolios erheblich von breiter gefassten Benchmarks oder Anlageuniversen unterscheiden, was wiederum dazu führen kann, dass ihre relative Performance erheblich von der Wertentwicklung des breiteren Marktes abweicht.

Deirdre Cooper
Portfoliomanager
Deirdre ist Co-Head des Bereichs Thematic Equity im Multi-Asset-Team bei Ninety One. Sie ist Co-Portfoliomanagerin der...
Graeme Baker
Portfoliomanager
Graeme ist ein Portfoliomanager im Thematic Equity-Team des Multi-Asset-Teams bei Ninety One. Er ist Co-Portfoliomanager für...

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